Kinderhocker – Kinderzimmer ist endlich komplett

Von Riccardo Düring

KinderhockerFertig sind die Kinderhocker ja schon eine Weile aber irgendwie bin ich bisher nicht dazu gekommen meine Bauanleitung zu schreiben. Aber jetzt.

Einen richtigen Plan gab es wie immer nicht! Nur eine Vorstellung, welchen Zweck sie erfüllen sollen. Klar, sie müssen gepolstert sein und natürlich leicht, damit sie nicht nur übers Laminat geschoben werden. Somit fielen Kastenmöbel raus. Vier Füße wollte ich auch nicht drunter setzen, da sie zum einen nicht so einfach optisch ansprechend zu fertigen sind und zum anderen leicht abbrechen.

Der Stabilität eines Kastenhockers kam dann meine Idee sehr nahe. Zwei Bretter mittig schräg einsägen, zusammen stecken und ein Sitzbrett drauf. Somit liegt der Sitz in voller Länge auf zwei Bretter auf und kann (mit der Faser) schlecht brechen.

Zuschnitt der Bretter auf der Tischkreissäge

Zuschnitt der Bretter

Zuschnitt der Bretter

Für die ersten Versuche habe ich mir dann Rester genommen und mit 45° Nuten eingesägt. Etwas zu steil die Bretter aber im Prinzip ok. So ging es dann auf die Tischkreissäge und ich habe alle benötigten Teile auf Maß gesägt. Auf Maß!!! Ehm… ja… Halt so ein wenig an die Probestücke angepasst 🙂

Die Nuten waren da schon etwas komplizierter, aber ich versuche es mal zu beschreiben. Die PTS10 hat da am Schiebeschlitten so einen kleinen Hebel, mit dem man selbigen verriegeln kann. Zieht man den Schiebeschlitten vor und legt den Hebel um, kann dieser auch als Anschlag genutzt werden. So eingestellt, kann man nun mit einigen Hilfsmittel den Winkelanschlag so befestigen, dass das Brett jeweils exakt bis zur Mitte gesägt wird. Damit stimmt nun dieses Maß. Jetzt möchte ich die Bretter aber auch auf Umschlag sägen und dabei muss das Sägeblatt so weit aus der Mitte stehen, dass sich nach den beiden Schnitten (Brett einmal umdrehen) eine Nut in Brettstärke ergibt. Da hilft nur probieren. Seitenanschlag auf etwas mehr als halbe Brettlänge einstellen, einen Schnitt machen, Brett umdrehen, zweiten Schnitt daneben, das ausgesägte Stück ausbrechen und probieren. Zu eng? Am besten Messen und den Seitenanschlag um die halbe Differenz zwischen Nut und Brettstärke verstellen. Bis es halt passt.

 

Projekt_Hocker_10

der Rest muss später manuell entfernt werden

Im nächsten Schritt wird nun das Zwischenstück ausgebrochen und mit der Säge nebeneinander mehrere kleine Schnitte bis zum Anschlag gemacht, bis die hintere Kante nur noch aus Schnittfläche besteht. Auf Umschlag das selbe nochmal und es bleibt hinten (bedingt durch das runde Sägeblatt) nur noch eine kleine Spitze stehen. Aber darum kümmern wir uns später.

Zunächst wird erst mal die PTS10 genutzt um die Bretter auch unten und oben abzuschrägen. Die Kinderhocker sollen ja sicher stehen.

Achtung, der Winkel ist nicht der selbe, wie bei der Nut. Da ich diesen aber nach Anpassung eingestellt und ich auch keine Lust zum rechnen hatte, habe ich einfach ausprobiert. Zusammengesteckt liegen die Bretter jedenfalls glatt auf.

Kinderhocker PTS10

obere und unter Kante abschrägen

Nun ist die kleine Spitze dran, die da immer noch in der Nut stört. Klar könnte man jetzt zur Feile greifen und sich einen abfeilen aber dazu bin ich ja eigentlich zu faul. Das geht auch anders.

Dazu werden alle Bretter übereinander gelegt, durch ein Brett in der Nut exakt ausgerichtet und mit zwei Schraubzwingen fixiert. Nun die Stichsäge* (PST 18 LI) auf den gleichen Winkel ausrichten und ohne Pendelhub immer gegen die Kante sägen. Da das Sägeblatt gerade und nicht rund ist. entsteht hinten nun eine gerade Kante. Jetzt darf man schleifen und die Bretter verleimen. Da diese aber auf Presssitz gesägt wurden, bekommt man natürlich kaum Leim an die Kanten. Ich habe sie daher zusammen gesteckt, etwas auseinander gedrückt und dann Leim über die Kante gezogen. Ich hoffe, dass auch etwas dazwischen gelaufen ist.

Damit nachher aus alles hält, muss der Fuß an die Sitzfläche gedübelt und geleimt werden. Wichtig, beim Polstern soll der Fuß nicht stören, daher erst später anleimen. Vorbereitet muss es aber schon vorher sein. Also die Sitzfläche auf die Werkbank legen, Fuß mittig darauf ausrichten und die Kanten rundherum nachzeichnen. Nun hat man schon einen Anhaltspunkt, wo in etwa die Dübellöcher sitzen müssen. Diese werden dann auf der Sitzfläche mit der Tischbohrmaschine gebohrt. Fehlen noch die Gegenlöcher in den Füßen. Sitzfläche also wieder mittig auflegen, Bohrer mit Tiefenbegrenzung einrichten und von oben durch die Löcher der Sitzfläche in die Füße bohren. Wichtig – nach jeder Bohrung einen Dübel reinstecken, damit nichts mehr verrutscht. Sind so alle Löcher vorbereitet, weder Sitz und Fuß passend gekennzeichnet.

 

Kinderhocker polstern

Nun kommt die schöne Arbeit. Alte Sitzkissen werden heimlich versteckt um sie jetzt aufschneiden zu können.  🙂  Den Bezugstoff sollte man dann aber verschwinden lassen.

Hat man den Schaumstoff frei gelegt, kann dieser auf Maß (lieber etwas größer) zugeschnitten werden. Danach das Kunstleder mit einem Überstand von 3cm (muss man ausprobieren) zugeschnitten und die Sitzfläche rundherum mit dem entsprechenden Abstand zum Tackern gekennzeichnet. Das garantiert eine gleichmäßige Polsterspannung. Nun kann man auch schon loslegen. Auf jeder Seite erst mal eine Klammer, damit alles mittig sitzt und sich dann von dieser einen Klammer tackernd zu den Ecken vorarbeiten. Wie die Ecke in Falten gelegt wird, ist Geschmackssache. Viele kleine Falten würden wahrscheinlich schöner aussehen, sind aber auch schwerer gleichmäßig hin zu bekommen. Dazu fehlt mir halt die Übung.

 

Ja, damit hat man es schon fast geschafft. Nun nur noch Leim auf die Füße und Dübel, zusammenstecken, belasten und dann kann man in Ruhe erst mal Kaffee trinken. Oder was auch immer.  😉